Osterbräuche

An Ostern werden in Tschechien Eier bemalt, Osterlamm und Osterbrot gegessen und Mädchen mit der Osterrute geschlagen:



Die Osterrute besteht aus frischen Weidengerten. Deren Energie überträgt sich auf das geschlagene Mädchen, so dass es jung und fruchtbar bleibt. Als Dank dafür bindet sie dem Jungen eine Schleife um seine Osterrute und gibt ihm Slivovic oder Fernet zu trinken. Jüngere bekommen Eier.

Angeblich werden auch Ostereier gesucht, das habe ich aber nicht gesehen.

Jetzt mit Homo-Ehe

Letzten Donnerstag hat das tschechische Parlament die registrierte Partnerschaft für Homosexuelle beschlossen. Damit ist Tschechien Vorreiter unter den 10 neuen EU-Mitgliedern. Vorangegangen waren jahrelange zähe Diskussionen mit teilweise lustigen Argumenten, u.a behaupteten die Gegner, dass nach den Homosexuellen auch andere Gruppen wie Polygame ein Gesetz einfordern könnten.

Gegen das nun beschlossene Gesetz hatte zuvor der Präsident sein Veto eingelegt, das das Parlament nun mit einer Stimme Mehrheit überstimmt hat. Während in Polen Homosexuelle von der Polizei verhört werden und der letztjährige Warschauer CSD vom damaligen Bürgermeister und jetzigen Präsideten verboten wurde, so dass manche schon vom Kaczismus sprechen, kann man Tschechien immer mehr als das Holland Ostmitteleuropas sehen, unter anderem auch wegen dem Drogenkonsum.

Führerschein

Ich mach ja hier meinen Führerschein. Das kostet nur 300 EUR. Um ihn zu machen, muss man mindestens ein halbes Jahr hier gemeldet sein. Meine Fahrschule ist am ÚAMK, das ist wohl sowas wie der tschechische ADAC.

Mein Fahrlehrer ist sehr nett, raucht aber ohne zu fragen. 90 Minuten Fahrstunde sind manchmal auch bedeutend kürzer als auf der Uhr. Manchmal halten wir auch, weil er zur Post muss oder eine Telefonkarte braucht. Dafür erklärt er alles sehr ruhig und verständlich, hat sich noch nie aufgeregt. Ich bin sehr zufrieden mit ihm.

Das Fahren macht auch Spaß, gerade im belebten Prager Verkehr. Es scheint, als wenn man hier wirklich fahren lernt. Obwohl der Schulterblick hier unbekannt ist - vielleicht, weil es kaum Radfahrer gibt?

Bis nächsten Mittwoch brauche ich noch die Theorie: 676 Fragen auf Tschechisch können rankommen, davon 80 zur Ersten Hilfe. Der Führschein gilt dann ohne weiteres in ganz Europa.

Illustriertes Wörterbuch

Letztens habe ich ein Illustriertes Wörterbuch für Tschechisch gefunden. Es besteht aus einer langen Liste von kurzen tschechischen Phrasen. Auf jede einzelne kann man klicken, dann öffnet sich eine Seite mit Fotos, die diese Phrase illustrieren. So lernt man spielerisch, was die unbekannten Wörter bedeuten.

Die Liste wird sogar fast täglich aktualisiert, scheint jedoch auf zwischenmenschliche Beziehungen begrenzt.

Staubsauger

Gerade den Wohnheim-Staubsauger ausgeliehen:

1. Wohnheimausweis abgegeben
2. Staubsauger bekommen und gesaugt
3. zurückgebracht
4. Pförtnerin notiert Namen + Ausleihzeit
5. 1 Krone bezahlt (0.03 EUR)
6. unterschrieben
7. Wohnheimausweis zurückbekommen

Pizza-Korpus

Neben dem Tschechischen National-Korpus gibt es hier auch den Pizza-Korpus, sogar relativ günstig:

Café-Bus

Letztens bin ich von Liberec nach Prag gefahren. Man empfiehl mir den Bus. Tatsächlich, es dauert nur eine Stunde (mit der Bahn drei) und kostet 1,50 EUR für Studenten - inklusive Cappuccino und einer Zeitschrift. Heißt sowas nicht Quersubventionierung?

Während der Fahrt laufen Videoclips des heimischen Musikkanals. Bereits bei der Reservierung kann man sich nach dem Film-Programm richten.

Wer also in Prag einen Kaffee trinken und was lesen will, kann auch einfach nach Liberec und wieder zurück fahren. Das kostet sicher weniger als in einem Café am Helmi.

Im Hiphop-Club

Neulich war ich abends weg in einem Club zur Czechoslovakian Hiphop Night mit zwei angekündigten Live-MCs (video, video). Für 3 EUR kommen wir rein, inklusive eines Getränkegutscheins. Die meisten anderen Gäste sind so um 17 bis 18, gleich viel Mädchen wie Jungen, das liegt wohl am freien Eintritt für erstere.

Im Gegensatz zum Thema des Abends läuft dann zunächst nur us-amerikanischer RNB, was den Gästen aber sehr gefällt. Sie scheinen auch außerordentlich friedlich (zumindest die nüchternen), jeder Rempler entschuldigt sich mehrmals.

Kommt es dann doch zu einer Meinungsverschiedenheit, wird diese mit einem Tanz-Battle ausgetragen. So umwirbt beispielsweise ein Gast die Tanzpartnerin eines anderen, was diesem jedoch nicht gefällt. Beide Kontrahenten stellen sich nun gegenüber und tanzen sich breakermäßig an; provozieren einander, indem einer dem anderen auf die Wangen tippt oder dessen Mütze umdreht. Schließlich kann der Herausgeforderte seinen Titel seine Frau verteidigen.

Um halb eins kommt dann endlich der erste MC, ein Slowake, und leistet saubere Arbeit: Guter Flow, gute Stimmung. Als er fertig ist, zieht sich plötzlich eine Stripperin auf der Bühne vollständig aus. Das Publikum wirkt nicht überrascht, aber freut sich. Sie geht aufs Ganze und lässt ihren Genitalbereich im Speicher mehrerer Mobiltelefone landen. Schließlich führt sie ihren Dildo vaginal ein. Dann kommt der zweite MC, ein Tscheche.

Der ist dann nochmal richtig gut und nach ihm so gegen zwei gehen wir dann.

Kühlschrank

Ich habe ja noch gar nicht meinen Wohnheim-Kühlschrank gezeigt. Hier ist er:



Obwohl ich letztens erfahren habe, dass man sich Elektrische mieten kann (für 2,50 EUR pro Monat). Werd ich wohl machen, wenn's wieder wärmer wird. Im Moment funktioniert der hier ja super.

Ruf mich an

Ein schönes Wandbild sieht man an der Národní třída (unweit vom Hermannplatz):


Wir haben uns in der Tram 22 angeschaut. Ruf mich an: 62...33 Honza"

Dass aber auch an der wichtigsten Stelle der Putz abgefallen ist... ist eigentlich vorhersehbar. :-)

Exil

Daniel hat mir in Bezug auf meinen Blog-Untertitel gesagt, ein Exil sei ein Ort, an dem man unfreiwillig ist. Und die Wikipedia scheint ihm da Recht zu geben:

Exil [...] bezeichnet die Abwesenheit eines Menschen oder einer Volksgruppe aus der eigenen Heimat aufgrund dortiger Verbannung, Vertreibung, Ausbürgerung, religiöser oder politischer Verfolgung.

Ich möchte hiermit festhalten, dass die Universität Potsdam mich weder verbannt, vertrieben, ausgebürgert noch religiös oder politisch verfolgt hat.

Exil passt einfach nur so schön in die Metrik von Titel und Untertitel.

Statistické zpracování přirozených jazyků

Statistische Sprachverarbeitung ist ein Kurs, der mir mit am wichtigsten ist - und da habe ich heute meine erste Písemka in Prag geschrieben. Und gleich 3 Überraschungen erlebt:

1. Der Test war zu 80% mit der Übungsklausur identisch.
2. Noch am selben Abend sind die Ergebnisse da, die ich
3. vor dem Test so nicht vermutet hätte.

Jetzt fehlt nur noch die Programmieraufgabe, von der ich schon die Hälfte habe und dabei wie immer mehr als im Kurs und von den Folien lerne. Im Sommersemester geht es dann mit dem 2. Teil weiter.

Der Dezember

Oh, da ist ja wieder etwas Zeit vergangen. Zwischendurch

• bin ich Deutschlehrer geworden und gebe Individualunterricht im Rahmen einer Sprachschule. Glücklicherweise muss ich nicht viel Deutsche Grammatik erläutern (als wenn Linguisten das könnten), sondern mache vor allem Konversation.
• habe ich eine Weihnachtsparty in Potsdam besucht. Die war wirklich toll - und dabei habe ich auch erfahren, dass manche dieses Blog lesen.
• war Weihnachten
• war ich mit Filips Freunden in einem nordböhmischen Ferienhaus
• haben mich Filip, Vittore und Kateřina über Silvester besucht (unglaublich, um 0 Uhr war die Burg ausschließlich von Deutschen besetzt)
• wäre ich fast in eine nette WG gezogen, bis ich festgestellt hab, dass mein Zimmer keine Heizung hätte (d.h. doch: einen elektrischen Lüfter, der 1000 Watt zieht und wuuuuuu macht)

Soweit für heute morgen.

Hitlergrüßen

Für das Heben des ausgestreckten rechten Armes hat das Tschechische ein eigenes Verb: hajlovat.

Bahn auf Drogen

Das finde ich lustig: nacpaný tramvaj ist auf Tschechisch eine volle Bahn, auf Polnisch dagegen eine Bahn auf Drogen.

Ziemlich drauf sind die Züge eigentlich immer. Morgens finde ich fast nie einen Sitzplatz. Falls doch, muss ich ihn meist abgeben, wenn eine Oma einsteigt: Der gesellschaftliche Druck ist dann groß. Besonders, da ich mit den Attributen jung und männlich in der Sitzplatz-Ernährungskette ganz vorne komme.

Zwei der drei U-Bahn-Linien liegen sehr tief, bis zu 50 Meter. Man muss also mit langen Rolltreppen herunterfahren, was durchaus länger dauern kann als die Fahrt zwischen zwei Stationen.

In der U-Bahn liegt eine kostenlose Tageszeitung aus – die so beliebt ist, dass sie um 9 Uhr meist schon weg ist.

Fahrradfahrer sehe ich so gut wie nie. Die Straßen sind eng, die Autos sind viel – und schnell und relativ rücksichtslos. Zebrastreifen scheinen oft nur ästhetische Funktion zu haben.

Hermannplatz

Der Prager Hermannplatz liegt an der Národní třída. Dort gibt es

• einen Karstadt (der hier Tesco heißt)
• Junkies, die sich ihre Mahlzeiten spritzen
• sehr gute Pizza für 1,80 EUR (die Schachtel kostet 20 Cent extra).

Kulturaustausch

Beim Internetanschluss im Wohnheim sind alle Datentausch-Ports nach draußen gesperrt. Dafür gibt es ein internes Direct-Connect-Netzwerk, mit dem etwa 30 Bewohner verbunden sind – mit Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 6 MB/s.

Blogfäule

Wenn man einmal mit dem Bloggen aufhört, ist es oft schwer, wieder anzufangen. Ich versuch's mal.

Was in den letzten vier Wochen passiert ist:

• Mein Tschechisch wird immer besser. Ich verstehe inzwischen fast alles und kann mich relativ problemlos ausdrücken.
• Es gab inzwischen zwei Flurpartys. Gut, im Erasmus-Wohnheim Hostivař geht wohl mehr ab. Dafür gibt's hier auch Tschechen – oder Slowaken (die meist einfach Slowakisch sprechen, in etwa ein Schweizerdeutsch-Tschechisch).
• Ich habe 4 Langarm-T-Shirts für insgesamt 10 EUR gekauft. Sie sind nützlicher als Winterpullover, denn durch verschieden viele darunter angezogene Shirts lässt sich der Wärmefaktor auf ein gewünschtes Maß verändern.

Ein Zugzielanzeiger in Jihlava (da war ich auf dem Dokumentarfilm-Festival).

Coed Showers

Im Wohnheim hängt dieses Schild an einer Tür zur Gemeinschaftsdusche:

Oben: In der Dusche befindet sich gerade
Unten: Zustimmung zum Eintritt eines weiteren

Die Pfeile sind manuell verschiebbar. Meist ist der untere ganz rechts.